Paul Spendier, Kirschbaum, 2021
, Kirschbaum, Magnete, Gewinde, Edelstahl, ca. 320 cm, Ø 200 cm
Sammlung Kollitsch
Seit dem Beginn der industriellen Revolution vor etwa 250 Jahren beeinflusst der Mensch in einem hohen Maße das gesamte Ökosystem unseres Planeten. Der von pekuniären Interessen geleitete Wunsch, die Natur zu beherrschen und auszubeuten, hinterließ jedoch bereits weltumspannende und zum Teil irreversible Schäden am gesamten ökologischen Gleichgewicht. Mit dem Kirschbaum entwirft Paul Spendier das Szenario einer konstruierten Natur, in welcher der biologische Kreislauf des Baumes nicht mehr erforderlich ist und stattdessen der Mensch mittels eines einfachen Stecksystems aus Schraubverschlüssen und Magneten die Regie im Wachstumsprozess übernimmt. Von der Form des Astwerks bis zur Wahl der Jahreszeiten oder des Standortes scheint alles der menschlichen Willkür und Knechtschaft unterworfen zu sein und dem Baum bleibt jede Möglichkeit einer selbstbestimmten Existenz verwehrt.
Paul Spendier, Downtime (2020), 2021
, Edelstahl, Baumwollstoff, 76 x 65 x 137 cm
Courtesy der Künstler und Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Wien
Wirtschaftliche Krisen und deren Auswirkungen wie Arbeitslosigkeit, Armut und sozialer Abstieg insbesondere auf die ärmeren Bevölkerungsschichten greift Paul Spendier in seiner Arbeit Downtime auf. Das Werk besteht aus fünf Liegestühlen, welche die fünf größten Wirtschaftskrisen der jüngeren Vergangenheit vom Black Friday der 1920er Jahre bis zur Coronakrise 2020 symbolisieren. Das Ruhemöbel, das mit Assoziationen wie Reisen, Entspannung und Sorglosigkeit verbunden ist, wird seiner ursprünglichen Bedeutung enthoben. Die Sicherheit gebenden, bequemen Armlehnen werden durch spitze, metallene Kursverläufe ersetzt, die eine unbeschwerte Erholung verhindern.