SCHAU....5

01.10.2018 – 05.07.2019

Ein kleines Jubiläum, die nunmehr fünfte Schau, mit der das KUNSTHAUS : KOLLITSCH heuer erneut den Kunstherbst eröffnet. Auch in diesem Jahr werden viele neue und spannende Positionen gezeigt, aber vorab ein kleiner Rückblick aus Kuratorensicht.

Der Gedanke, mittels Kunst ein angenehmes Arbeitsklima für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma Kollitsch zu schaffen, ist zwar nicht neu, im vorliegenden Falle wurde ihm aber, über eine längere Zeitspanne gesehen, durchschlagender Erfolg beschieden. Das Projekt wird von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit großem Interesse verfolgt und es war erfreulicherweise schon oft festzustellen, dass Kunstwerke, die zunächst Widerspruch erfuhren, doch im Laufe der Zeit und der Auseinandersetzung einige Wertschätzung erfuhren. Umgekehrt, muss fairerweise erwähnt werden, gab es dies auch. Erfreulicherweise weist dies aber auch auf stattfindende Prozesse hin, die, wie immer sie auch enden, eine Beschäftigung mit der Kunst, dem einzelnen Werk erforderlich gemacht haben. Und ist Kunst nicht letztendlich auch ein Menschenrecht?

Und auch dies ein Indiz für das Gelingen des Prozesses, sind Kunstwerke dem Sammlerpaar von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geschenkt und wertgeschätzt heuer der Sammlung glücklich und nahtlos einverleibt worden.

Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang auch besonders, dass die stetig und fleißig wachsende Sammlung, und dies ist allgemein nicht selbstverständlich, aber der feste Wunsch des Sammlerpaares, durch die Ausstellungsleiterin Magdalena Koschat vollumfänglich betreut wird, was eine stete Öffentlichkeit gewährleistet, aber zwischenzeitlich auch sehr vielen kunstinteressierten Besucherinnen und Besuchern in den regelmäßig von ihr gehaltenen Führungen bei freiem Eintritt viel Freude bereitet hat.            

Blickt man auf SCHAU….1 zurück, die vor der schwierigen Aufgabe stand, ein komplett leeres, großes, denkmalgeschütztes Haus zu füllen, was anstandslos und grandios gelang, so kann man heute in SCHAU….5 eine aus Kuratorensicht durchaus mutig zu nennende Entwicklung beobachten, welche auch dem ursprünglichen Ziel, junge Künstlerinnen und Künstler zu fördern, sehr nahe kommt. Es ist nunmehr eine Vielzahl von Positionen arrivierter und auch noch hoffnungsvoller junger Künstlerinnen und Künstler hier vereinigt, die, wenn man durchs Haus streift, in ihrer Vielfalt und Qualität nicht nur dem Kurator Freude macht.     

Dass man auch mit Kunstwerken durchaus am Nabel der Zeit sein kann, belegen Werke von Evan Roth, die sich intensiv mit dem Internet, elektronischen Medien und sozialen Netzwerken beschäftigen. Ein Prozess, der so schnell nicht zum Abschluss kommen wird, wie auch die Gender-Thematik in den Strickarbeiten von Caroline Wells Chandler aus dem vergangenen Jahr, die auch durch den zwischenzeitlich erfolgten „Me Too“-Aufschrei erneut Nahrung gefunden hat.

Empfangen wird man in dieser kleinen Jubiläums-Schau von einer eigens für dieses Haus geschaffenen Arbeit von Violet Dennison, einer sehr jungen amerikanischen Künstlerin, die im weiten Sinne die Thematik der Verschmutzung der Meere, also Umwelt, aber auch der Verständigung vereint. Es ist Seegras, verarbeitet von diesseits und jenseits des Ozeans, aus Venedig und aus Massachusetts, vor Ort in Klagenfurt. Eine Arbeit, die auch so ähnlich bereits im New Museum in New York zu sehen war. Die große Turbine gegenüber, mit der auf 528 Hz eingestellten Antenne, kann zu Wohlbefinden im Unterbewusstsein führen, was angesichts der aufregenden Form durchaus von Vorteil sein kann. Auch in Megan Rooney findet sich eine sehr junge, zu viel Hoffnung Anlass gebende amerikanische Künstlerin, die mit ihren sehr weiblichen, zugleich sanften, aber ungemein kraftvollen Aquarellen eine Position darstellt, wie sie im Haus bisher noch fehlte.       

Rozbeh Asmani, dessen großformatiger Kinder Tropfen das mit der gleichzeitig entstandenen Briefmarke diesjährige sogenannte „Key Piece“ der Ausstellung, entführt uns in eine Welt der Farbe, in der sich hinter scheinbarer Abstraktion und charmantem Sujet Abgründe auftun und uns völlig neue Einblicke in Unternehmenswelten geben.

Virtuos an Stift und Säge ist der junge Kölner Ralph Schuster, dem rechtzeitig zur SCHAU….5 die Zeitschrift Monopol eine ganze Seite widmete. Lassen Sie sich von seinen hintergründigen und humorvollen Arbeiten verzaubern, die mit der 15-teilgen Arbeit aus „Tischtennis“-Schlägern einen Schwerpunkt im Obergeschoß und einen wundervollen Zusammenklang mit Jan Paul Evers großformatigen Fotoarbeiten bilden, die sich erfreulicherweise schon lange in der Sammlung befinden. Im Dachgeschoß findet sich auch eine neue Aufstellung der im Laufe der Zeit erworbenen Skulpturen, die als diesjährigen Neuzugang eine Schenkung mit Klagenfurt Bezug der Berlinerin Ina Weber verzeichnen kann.

Ein neues Werk der Berlinerin Anna Virnich befindet sich glücklicherweise nun auch in der Sammlung, eine ihrer großformatigen Textilarbeiten, die zurzeit sehr gefragt sind. Dass es erworben werden konnte, und damit möchten wir unseren Dank ausweiten, liegt auch an den mit uns teilweise und glücklicherweise schon seit Jahren verbundenen Galerien, allesamt wie wir, der Kunst verfallen, und die mit vielen Leihgaben großzügig die einzelnen Positionen über die Jahre gestützt haben. Danken möchten wir auch allen der Sammlung ans Herz gewachsenen Künstlerinnen und Künstlern, von denen Vincent Tavenne, der seinen „Interaktiven Käse“ selbstlos beisteuerte, und Nina Rike Springer, deren großzügige und auch großformatige Leihgabe der KostBar ein Zentrum verleiht, heuer stellvertretend erwähnt seien.

Zuletzt gilt natürlich Sigrun und Günther Kollitsch, ihrer Offenheit dem Abenteuer Kunst, in ihrem Vertrauen uns als Kuratoren gegenüber, was gleichzeitig Ansporn und Vergnügen ist, stets den Horizont erweitert und den Geist frisch hält, größter Dank.

Wir wünschen bei ein- oder hoffentlich mehrmaligen Besuchen interessante Entdeckungen und viel Freude im KUNSTHAUS : KOLLITSCH.

— Frank Falderbaum und Hans Vieth

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