Die Bilder stammen aus der gleichnamigen Videoarbeit, die wiederum auf einer Publikation von Fotografien und Aufzeichnungen des sowjetischen Soldaten Vladislav Tamarov basieren, der Mitte der 1980er Jahre im Afghanistankrieg kämpfte. Tamarov war später in die USA gezogen und hatte diese Publikation mittels eines Journalisten erstellt, in der die Beschreibungen von Schlachten mit dem Leben des Soldaten vor dem Krieg wechseln und Trauma und Verlust das zentrale Thema bilden. Mikhail Tolmachev hat die Landschaft Afghanistans digital – wie der Titel besagt – nachgebildet. Das Dokumentarische zwischen Realität und Simulation auszuloten, geht nur teilweise parallel mit der Erzählung des Soldaten einher und wechselt zwischen verschiedenen Themen und Schauplätzen. Topographische Gegebenheiten sind wichtig und auch in eine Karte eingegangen, die die amerikanischen Streitkräfte zur Unterstützung des antisowjetischen Widerstands erstellt haben.

Text: Susanne Neuburger

In seiner Serie „Ohne Titel“, die den Untertitel Ventilations trägt, arbeitet Mikhail Tolmachev mit ephemeren Materialien wie Ruß und Staub und lässt ebenso ephemere Muster und Ornamente entstehen. Tatsächlich sind es Abdrucke von Elementen von Lüftungsvorrichtungen, die nicht auf dem Wege der Zeichnung, sondern auf dem des Abdrucks entstanden sind. Sie sind keine Abstraktion von einem Realen, sondern sind Zeuge und Indiz einer Berührung. Der Abdruck gilt ob seines fehlenden originären Darstellungsvermögens in der Kunst als mindere Gattung, dennoch spricht er vom Realen. In den gewählten Materialien, Ruß und Staub, wird dies nochmals bestärkt. Sie sind winzige Partikel ohne Farbe, die hier je nach Dichte zum Einsatz kommen. So minimalistisch Tolmachev Form und Material handhabt, die auf Technik und Wahrheit rekurrieren, ist doch der Eindruck des schönen Ornaments nicht wegzudenken.

Text: Susanne Neuburger