Soli Kiani, Nasrin, 2018
, Stoff, Acryl und Leim, 15 x 100 x 50 cm
Sammlung Kollitsch
Soli Kianis „plastische Malereien“ stehen eng in Verbindung mit ihren Arbeiten auf Leinwand, in denen sie über die akribische Darstellung von Stoffen und Faltenwürfen die Rolle der Frau im Iran thematisiert und auf soziale und kulturelle Strukturen aufmerksam macht. Auch in Soli Kianis „Stoff-Skulpturen“, die aus gefärbten und mit Leim fixierten Leinenstoffen bestehen, steht der Faltenwurf als Synonym für Begriffe wie Verschleierung und Identität und lässt über die Erhabenheit der Falte Analogien erkennen – Höhen und Tiefen, Sichtbares und Unsichtbares, Erhabenes und Unterdrücktes, Helles und Dunkles.
— Magdalena Koschat
Soli Kiani, o.T. (1) aus der Serie „2=1“, 2018
, Silver Gelatine Print auf Barytpapier, kaschiert auf Alu, 102 x 72 cm (gerahmt)
Courtesy die Künstlerin
Die drei Fotoarbeiten aus der Werkserie „2=1“ von Soli Kiani lassen unter einem schwarzen langen Rock tanzende Füße erkennen, jedoch sind auf nur zwei Fotografien Frauenfüße zu sehen. Das dritte Bild zeigt die schwunghaften, nackten Füße eines Mannes. In dieser exemplarischen Darstellung nimmt die Künstlerin Bezug auf die Geschlechterverhältnisse im iranisch-islamischen Recht: „Eine Frau ist halb so viel wert wie ein Mann, die Aussage einer Frau vor Gericht ist halb so viel wert wie die eines Mannes, die Frau erbt halb so viel wie ein Mann“. Der Tanz steht für Soli Kiani dabei beispielhaft für nur eines von zahlreichen Verboten, mit denen Menschen im Iran tagtäglich konfrontiert sind.
— Magdalena Koschat
Soli Kiani, o.T. (2) aus der Serie „2=1“, 2018
, Silver Gelatine Print auf Barytpapier, kaschiert auf Alu, 102 x 72 cm (gerahmt)
Courtesy die Künstlerin
Soli Kiani, o.T. (3) aus der Serie „2=1“, 2018
, Silver Gelatine Print auf Barytpapier, kaschiert auf Alu, 102 x 72 cm (gerahmt)
Courtesy die Künstlerin
Soli Kiani, Farhad, 2018
, Ölkreide und Acryl auf Leinwand, 120 x 90 cm
Privatsammlung, Klagenfurt
Im Iran aufgewachsen, wirft die seit 2000 in Wien lebende Künstlerin Soli Kiani a posteriori einen kritischen Blick auf ihre Kinder- und Jugendjahre in ihrer iranischen Heimat und setzt sich in ihren Arbeiten mit der Stellung der Frau innerhalb der muslimischen Tradition auseinander. „Die Themen Kleidung, Stoffe und Mode haben eine ziemlich dominante Rolle in meinem Leben gespielt. Stoff war nicht nur Kleidung, sondern gleichzeitig Schutzmantel, aber auch Gefängnis meiner Identität“, so Kiani. Die politischen und sozialen Thematiken artikulieren sich in Soli Kianis Malereien und „Stoff-Skulpturen“ über präzise Darstellungen von Stoffen und Falten, deren Ausgangspunkt ihre Auseinandersetzung mit dem Tschador (deutsch: Zelt) bildet als ein rein auf den Boden gelegtes, entpersonifiziertes Kleidungsstück, gleichsam identitätsnehmend wie auch identitätsstiftend.
— Magdalena Koschat
Soli Kiani, Crease (3), 2019
, Ölkreide und Acryl auf Leinwand, 120 x 90 cm
Privatsammlung, Klagenfurt