Hubert Becker, Che II, 2006
, Barytabzug, 34.5 x 27.5 cm
Sammlung Kollitsch
Das von Alberto Korda im Jahr 1960 aufgenommene Foto von Che Guevara diente Hubert Becker als Inspirationsquelle für das Werk Che II (2006). Charakteristisch für seine künstlerische Herangehensweise reinszeniert er das Ursprungsmotiv, um daraus eine neue Fotografie entstehen zu lassen, die im Endprodukt vielschichtige Interpretationsebenen zur Hinterfragung von Wahrnehmung, Wirklichkeit und Illusion zulassen. Hubert Becker setzt das bekannte Portrait des Revolutionärs spiegelverkehrt in Szene, nimmt leichte Änderungen vor und übersetzt das Gesicht mittels aufgelegter Kleidungsstücke auf ein weiß überzogenes Doppelbett. Das trügerische Abbild spielt mit den visuellen Wahrnehmungsmechanismen – wir sehen, was wir glauben und wir glauben, was wir sehen.
Hubert Becker, Erich-Ferl-Straße (nach Thomas Struth), 2000
, Barytabzug, 28,5 x 35 cm, Ed. 9/10
Sammlung Kollitsch
In den Fotografien Hubert Beckers bildet die Hinterfragung von Wirklichkeit, Wahrheit und Täuschung einen integralen Bestandteil seines künstlerischen Schaffensprozesses. Dabei greift der Künstler auf verschiedenste, teils bekannte Ausgangsmotive zurück, die er neu nachbildet und reinszeniert. Die teilweise sehr aufwendig hergestellten, nachgebauten Szenerien werden fotografiert und im Anschluss daran wieder zerstört. Was einzig bleibt, ist ein Abbild davon, das den Betrachter mit einer neu interpretierten Realität konfrontiert, die wiederum eine andere ist und sich in ihrer Reproduktionsschleife selbst persifliert. Nichts ist so, wie es zu sein scheint.
Hubert Becker, Saltine Box (nach Paul Outerbridge), 2011
, Pigmentdruck auf Hahnemühle, 8,8 x 11,3 cm
Sammlung Kollitsch
Paul Outerbridge, ein Pionier der abstrakten Objektfotografie, dessen fotografische Kompositionen oft mit den Bildern René Magrittes verglichen werden, hat 1922 eine Cracker-Schachtel der Firma Saltine fotografiert, die er – bar jeder Farbe und Schrift – silbern gefärbt auf silbernem Hintergrund fotografierte.
Hubert Becker stellt diese Anordnung als Hommage an das Original nach, gestaltet aber Konturen deutlicher, Schatten schärfer und arbeitet mit feinen Farbnuancierungen.
— Felix Kucher