Die Sprache der Hände, ihre Symbolik und Gestik, die Dualität ihrer Fähigkeiten und ihre spirituelle Bedeutung gehen Hand in Hand mit unserer Existenz und legen Zeugnis ab für all unser menschliches Sein. In vielen Kulturen gelten die Hände als Spiegelbild unserer Seele. In Michelangelos Fresko Die Erschaffung Adams haucht Gott Adam mit seiner Rechten den göttlichen Funken ein, der ihn mit seiner Linken empfängt. Fernab von dieser christlichen Schöpfungsgeschichte besteht in einigen indianischen Kulturen der Glaube, dass die Seele nach einem großen Trauma oder einem Schmerz den Körper verlässt und über die linke Hand wieder in den Körper zurückkehrt, wenn der Schmerz überwunden ist. Michela Ghisettis Betagte Hände (2010) zeigen zwei Hände, die wieder zueinandergefunden haben und sich halten. Sie symbolisieren die Wiedervereinigung der Seele mit dem Körper und die Zeit, die es bis dahin benötigte, den Schmerz zu integrieren.
— Magdalena Koschat