Dietmar Franz, Apple/Apple (aus der Serie "Apple(s)"), 2012-2019
, Graphit auf Sperrholz, 74 Teile, gesamt: Ø ca. 100 cm
Sammlung Kollitsch
Korbinian Aigner, genannt der "Apfelpfarrer", war Priester und Experte für Obstbau mit Schwerpunkt Apfelanbau. Aufgrund seiner regimekritischen Äußerungen kam er 1941 ins KZ Dachau, wo es ihm gelang, als Zwangsarbeiter in der Landwirtschaft zwischen den Baracken neue Apfelsorten zu züchten, die er KZ 1, KZ 2 usw. nannte. Daneben zeichnete er unermüdlich verschiedene Sorten. In Erinnerung an Aigner pflanzte der amerikanische Konzeptkünstler Jimmie Durham im Rahmen seines Beitrags zur documenta 13 (Kassel, 2012) einen Apfelbaum der Korbinian-Sorte KZ 3 in der Kasseler Parkaue. Angeregt durch diese Aktion und in Gedenken an seinen Urgroßvater, der ebenfalls in Dachau inhaftiert war – beide Männer überlebten – hat sich Dietmar Franz mit den Skizzen Aigners beschäftigt und einige seiner "Apfelporträts" zeichnerisch neu umgesetzt. Seitdem zeichnet er Apfel um Apfel.
— Felix Kucher
Dietmar Franz, Trash bags (aus der Serie „Apple(s)“), 2017
, Graphit auf Papier, 44 x 24 cm
Sammlung Kollitsch
Dietmar Franz, Weihnachten 2012 (aus der Serie „TrashBags“), 2019
, Graphit auf Sperrholz, 71,5 x 50 cm
Sammlung Kollitsch
In seiner recht jungen Werkserie „TrashBags“, die seit dem Jahr 2016 besteht, greift Dietmar Franz kein neues, jedoch umso aktuelleres Thema auf: Müll. In bewährter Technik lässt er mit Graphit auf Sperrholz täuschend echt wirkende zweidimensionale Wandobjekte entstehen, die einzeln oder auch als Stillleben arrangiert für Irritationen sorgen. Unweigerlich drängt sich dem Betrachter die Frage nach deren Inhalt auf, der von unterschiedlicher Beschaffenheit sein kann. Ausgehend von der eigenen Konfrontation mit der jährlichen Fragestellung nach der Entsorgung des Weihnachtsbaumes stellt das gezeigte Objekt einen Baum im Sack dar, dem damit eine weitere Interpretationsebene hinzugefügt wird.
— Magdalena Koschat
Dietmar Franz, Wörthersee III (aus der Serie „NATURgeil“), 2016
, Graphit auf Sperrholz, Ø 100 cm
Sammlung Kollitsch
Dietmar Franz hat sich im Laufe der Jahre vollkommen auf Graphitstift und Sperrholz reduziert. Im Spiel mit den Farben Schwarz, Grau, Weiß und der Natürlichkeit des Bildträgers erzielt er eine eindrucksvolle Aussagekraft, die keiner weiteren Farbigkeit bedarf. Die Sujets der großformatigen Tafeln aus der Serie „NATURgeil“ gehen auf die Auseinandersetzung des Künstlers mit der Natur und seinen Kärntner Wurzeln zurück. Seine Naturschilderungen zeigen jedoch nicht nur einen Wald oder Landschaften. Verwoben mit weiblicher Symbolik bilden diese vielmehr Sehnsuchtsorte nach kraftgebender Natur und stehen sinnbildlich für deren Ursprung und Schöpfung.
— Magdalena Koschat