Jens Liebchen setzt sich in seiner Arbeit mit politischen und gesellschaftlichen Themen auseinander. Die Serie „System“ entstand während seines dreijährigen Aufenthaltes (2010–2013) in Tokio. Inspiriert vom Kaiserpalast, der auch im kulturellen und politischen Sinne das Zentrum der Metropole bildet, fotografierte er Kiefern im Ostgarten des Kaiserpalastes (Kōkyo Higashi-gyoen) während eines Schneesturms. Durch das dichte Schneetreiben lässt sich im Hintergrund schemenhaft die Silhouette der Millionenstadt erahnen, vor der die Bäume, einzeln oder in Gruppen, wie Protagonisten auf einer Bühne agierend hervortreten. Ihr Wuchs unterliegt strengen Richtlinien und wird von Menschen systematisch geformt – ein Reglement, das von Liebchen in Analogie zu gesellschaftlichen Normen gesehen wird und die Lesbarkeit der Natur als Spiegelbild der Gesellschaft hinterfragt.
— Magdalena Koschat