Ulu Braun, Spirits, 2020
, Mischtechnik und Collage auf Papier, 200 x 150 cm
Sammlung Kollitsch
Im vielseitigen Schaffen Ulu Brauns ist die Technik der Collage ein wiederkehrendes Element, sowohl bei seinen Objekten, der Malerei, den Installationen als auch in seinen Filmen und der Videokunst, innerhalb derer er mit seinen Videocollagen ein neues Genre etabliert hat. In Verbindung mit der Malerei lässt er in Schichtungen und Überlagerungen konstruierte Wirklichkeiten entstehen, in denen neben realen Versatzstücken und Symbolen auch das Absurde und Unmögliche seinen Platz findet. Wie in Phantasiewelten scheinen Raum und Zeit durch die dichte Aneinanderreihung vielfältiger Motive aufgehoben und ermöglichen eine Koexistenz idyllischer Zustände und verstörender Details.
Ulu Braun, U-Speer, 2016
, Acryl, Kunststoff, Holz, Band, 202 x 5,5 x 7,5 cm
Sammlung Kollitsch
Ulu Braun, MX (Detail), 2011
, Acryl, Kunststoff, Kaffeebohnen, 30 x 15 x 15 cm
Sammlung Kollitsch
Ulu Braun, Plankton (Detail), 2016
, verschiedene Materialien, 39 x 50 x 30 cm
Sammlung Kollitsch
Ulu Braun schafft als „kritischer neuer Romantiker“ (Hajo Schiff, taz, 2010) mit seinen Collagen neue Welten. Er tut dies vor allem im Medium Film/Video. In seinen wandgroßen Projektionen schwenken imaginäre Kameras durch bizarre virtuelle Welten, die an Videospiele erinnern und in denen sich viele kleine Dramolette abspielen. Was aber zuerst wie ein künstliches Paradies erscheint, wird durch verstörende Details zuverlässig gebrochen – Idyllisches wird immer wieder durch Katastrophales konterkariert.
Die konkreten Objekte Brauns sind diesen virtuellen Welten gleichsam entsprungen. Im Objekt Plankton hockt eine Chimäre aus Küken und öligem Garnelenschwanz auf blutgetränkten Bimssteinen: Süßes Kindchenschema trifft auf brutale Realität. Assoziationen zu Umweltverschmutzung und Gentechnik liegen nahe.
— Felix Kucher
Ulu Braun, Roland Rauschmeier & Cadavres Exquis Vivants - Schwarzenegger, 2012
, Video, 2,52 Min., HD, Farbe, Ton, Loop, Edition 2/5
Sammlung Kollitsch
In Zusammenarbeit mit Roland Rauschmeier (gemeinsam „BitteBitteJaJa“) überträgt Ulu Braun in der Serie Cadavres Exquis Vivants (deutsch: lebendige, erlesene Leichen) den Begriff „Cadavre Exquis“ in seine Videokunst, eine im Surrealismus entwickelte Methode, bei der mehrere Personen einen Text oder eine Zeichnung zufällig entstehen lassen, ohne dabei den vorher gebildeten Anteil des anderen zu kennen. Die darauf basierenden Videocollagen zeigen kurze, sich wiederholende, belebte Portraits berühmter Persönlichkeiten, die aus verschiedensten Bildfragmenten konstruiert sind. Sie erscheinen in einem absurd zusammengesetzten, lebendigen Körperbild in einem surrealen Kontext, in dem sie ihrer prominenten Symbolik beraubt und dennoch gleichzeitig auf diese reduziert werden.
Ulu Braun, Jungle, 2009
, Collage, Mischtechnik auf Papier, 110 x 227 cm
Sammlung Kollitsch
Ulu Braun, Tröstersittich, 2009
, Mischtechnik und Collage auf MDF, 50 x 40 cm
Sammlung Kollitsch
Die Techniken der Collage sind wesentlicher Bestandteil der künstlerischen Arbeit Ulu Brauns. Er übertrug die Malerei in die Videokunst und hat das Genre der Videocollage entscheidend weiterentwickelt und geprägt. Bei seinen Objektcollagen kombiniert er nicht im Zusammenhang stehende Alltagsgegenstände wie Lebensmittel, Sportutensilien, Puppen, Tierköpfe oder andere Objekte aus verschiedenen Materialien zu wundersamen Arrangements, die surrealistische Parallelen zulassen. Seine „Objets trouvés“ entspringen den Themenkreisen Natur/Antinatur, Kolonialismus, Ur-Skulptur und archaischer Gestus.